Was ist die kalte Progression?
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Sobald die Politik das Thema Steuersenkungen eröffnet, wird ein Abbau der kalten Progression gefordert. Doch was genau ist die kalte Progression eigentlich und welche Vor- oder Nachteile hat sie für den Steuerpflichtigen?
Die kalte Progression
Die kalte Progression ist ein Begriff der Einkommenssteuer. Sie beschreibt die Steigung der Steuerlast bei steigendem Einkommen. Die kalte Progression ist also die steuerliche Mehrbelastung des Einkommenssteuerzahlers, wenn das Steuerrecht nicht an die tatsächlichen Gegebenheiten der Inflation angepasst wird.
Als Beispiel wird ein Einkommen X an die Inflation angepasst und um einen gewissen Prozentsatz erhöht. Der Einkommenssteuerpflichtige soll dadurch so viel mehr an Gehalt bekommen, wie die Inflation für den Geldverlust verantwortlich ist. Tatsächlich ist es aber so, dass durch das höhere Einkommen auch ein höherer Steuersatz fällig wird. Dieser höhere Steuersatz würde in diesem Beispiel den Ausgleich des Geldverlustes aufwiegen. Der Steuerpflichtige hätte dadurch am zwar trotzdem mehr Geld zur Verfügung, könnte sich durch die Inflation davon aber weniger leisten. Real gesehen, wird die Einkommenserhöhung zwar die Inflation ausgleichen, durch die kalte Progression wird allerdings ein Teil des Geldes abgeschöpft.
Rechenbeispiel
Als Beispielrechnung wird folgende Annahme angenommen:
Ein Bruttoeinkommen beträgt 24.000 €, der Steuersatz hierfür liegt bei 19,8 Prozent. Es sind somit Steuern in Höhe von 4.745 € zu zahlen. Der Nettolohn liegt also bei 19.255 €. Die Inflation liegt bei zwei Prozent, um diesen Betrag wird auch das Einkommen angehoben. Es liegt nun also bei 24.480 €. Durch die kalte Progression steigt der Steuersatz auf 20,1 Prozent, somit sind Steuern in Höhe von 4.920 € zu zahlen. Als Nettolohn verbleiben daher 19.560 €. Dies sind zwar 305 € mehr als vor der Erhöhung, prozentual jedoch nur noch eine Steigerung von 1,58 %. Bei einer Inflation von zwei Prozent liegt der Kaufkraftverlust damit bei 0,42 %.
Lösungsmöglichkeiten für die kalte Progression?!
Die weitverbreitetste Lösungsmöglichkeit ist es, den Steuertarif an die Entwicklung der Inflation anzupassen. Würde also die Inflation bei zwei Prozent liegen, würden auch die Steuertarife um zwei Prozent angehoben werden. Dadurch wäre trotz der Erhöhung des Gehalts zum Ausgleich der Inflation die Steuerbelastung prozentual unverändert geblieben und die Erhöhung tatsächlich beim Steuerpflichtigen angekommen.
Vorteile der kalten Progression
Die Belastungen die der Steuerzahler durch die kalte Progression erfährt, sind als eher gering einzustufen. Die kalte Progression wird nur wirksam, wenn das Einkommen angehoben wird. Da die kalte Progression in keinem Fall die Erhöhung in Gänze aufbrauchen wird, hat der Steuerzahler am Ende trotzdem einen höheren Betrag zur Verfügung – auch wenn er sich durch die Inflation nicht mehr so viel leisten könnte. Andersrum gesehen wären die Steuerausfälle für den Staat durch die Abschaffung der kalten Progression enorm und müssten durch andere Steuerpflichten, die dem Bürger eventuell mehr Schaden würden, aufgefangen werden.
Nachteile der kalten Progression
Der Nachteil der kalten Progression ist zweifellos, dass der Steuerzahler, obwohl sein Einkommen nur an die Inflation angepasst werden soll, am Ende real weniger Geld zur Verfügung hat. Besonders bei mittleren und geringen Einkommen fällt dieser Effekt aufgrund des höheren Grades des Konsums noch stärker aus als bei hohen Einkommen.