Gründer von Suchmaschine für Mittagsmenüs im Interview
Teilen
Mittagsmenüs sind eine gute Gelegenheit um während seiner Mittagspause eine gute warme Mahlzeit aufgetischt zu bekommen. Das meistens zu einem günstigeren Preis, als à la carte im Restaurant oder Gasthaus zu bestellen. Die zwei Linzer Manuel Berger und Stephan Schober, beide aus dem Softwarebereich, wollten zu Mittag ihren Hunger nicht mehr ausschließlich mit Leberkäsesemmeln und Pizzen vom Lieferservice stillen und suchten deswegen nach abwechslungsreichen Mittagsgerichten. Nach dem Durchklicken von Online-Menüs diverser Wirtshäuser entstand die Idee, alle Mittagsmenüs aus der Umgebung übersichtlich und aktuell auf einer Seite zu bündeln.
Wir führten mit Manuel Berger, Geschäftsführer der Suchmaschine mittag.at ein Interview. Er gab den sicheren Programmiererjob auf, was für ihn zwar keine einfache Entscheidung war, aber „eindeutig die richtige ist, denn ein abwechslungsreiches Mittagessen kann geschmacklich außergewöhnlich sein“:
Erfolgsideen: Guten Tag Herr Manuel Berger, sie waren unlängst in Graz und stellten im Grand Hotel Wiesler und beim anschließenden Essen im Salon Marie ihr Gastro-Suchmaschine mittag.at vor. Wie entstand die Idee zu dieser Suchmaschine?
Manuel Berger: Hallo und vielen Dank für die Einladung zum Interview! Als wir im Büro jeden Tag die Webseiten unserer Lieblingslokale nach dem aktuellen Mittagsmenü absuchten, kam die Idee diese doch auf einer Seite zu bündeln. Entsprechend wurde dies umgesetzt. Vorerst nur bürointern, anschließend wollten es auch Freunde und Bekannte nutzen und so wurde daraus relativ schnell die Mittagsmenü-Suchmaschine www.mittag.at.
Welchen Vorteil haben Nutzer von mittag.at?
Sie sehen die tagesaktuellen Angebote auf einem Blick. Sowohl im Web als auch als iPhone und Android App. Das geht schneller und man hat seine Favoriten immer ganz oben. Auch ist es möglich, sich die Menüpläne wöchentlich als Newsletter direkt in den E-Mail-Posteingang zu bestellen. Es entfällt also das aufwändige Absuchen von verschiedenen Webseiten oder Facebook-Postings.
Gibt es Unterschiede bei der Benutzung seitens der Nutzer zwischen der Web- und der App-Version?
Die Apps sind jeweils plattformspezifisch aufgebaut und nutzen somit die Stärken der jeweiligen Umgebung aus. So ist es am Smartphone besser möglich, die umliegenden Lokale inklusive genauer Entfernung anzuzeigen. Auch die Darstellung ist an das jeweilige Mobilgerät angepasst und wirkt sich auch auf die Ladezeit aus. So werden die Menüs blitzschnell geladen und sind in der App immer griffbereit. Den Großteil der Zugriffe erhalten wir zwar über die Web-Version, da viele hungrige Angestellte bereits vor dem Bildschirm sitzen. Die App ist sozusagen für die Power-User und wenn man unterwegs ist.
Wie viele Nutzer hat ihr Dienst im letzten Monat und wie finanziert sich dieser?
Aktuell verzeichnen wir auf mittag.at über eine halbe Million Zugriffe pro Monat. Das freut uns und wächst monatlich kontinuierlich an. Den Dienst monetarisieren wir einerseits über Werbeeinblendungen, sowie über Premium-Einträge durch Restaurants. Auch Nutzer können ein Pro-Abo abschließen, um von mehr Funktionen und Werbefreiheit zu profitieren, die Grundfunktion steht jedoch allen Nutzern kostenlos zur Verfügung.
Darüber hinaus haben wir nun auch unser zweites Produkt, die Mittagsmarken®, gestartet. Hier bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern lohnsteuerfrei etwas zum Mittagessen dazu zu bezahlen. Dabei läuft der Essenszuschuss nicht wie bisher üblich über Papiergutscheine, die ausgeteilt werden müssen, sondern ganz einfach über eine App. Dies ist eine komfortable Lösung für die Mitarbeiter, die auch den Unternehmen einige Vorteile in der Verwaltung bietet. Noch dazu funktioniert der digitale Essenszuschuss mit jedem Restaurant und Supermarkt.
Beim Gespräch erzählten Sie anwesenden Journalisten, dass Ihre Suchmaschine automatisch Webseiten von Lokalen & Restaurants durchforstet und sich von dort Informationen über aktuelle Menüs holt. Aber auch Facebook-Seiten werden ausgewertet. Können Sie uns etwas über die verwendete Technik erzählen? Wie oft werden die Daten aktualisiert?
Die auf mittag.at gezeigten Mittagsmenüs werden großteils automatisch von der zu Grund liegenden Suchmaschine gefunden. Dabei wird das Internet nach Speiseplänen durchforstet und nach einer Qualitätskontrolle werden diese bei uns aufgenommen. Anschließend werden die Mittagsangebote täglich automatisch abgerufen. Dabei werden sowohl Webseiten, als auch PDF-Dateien und sogar Bilder durchsucht. Diese werden in ein einheitliches Format gebracht und bei uns ins System eingespielt.
Dabei analysiert unser Suchroboter auch den Inhalt der Mittagsmenüs und erkennt die Teile wie beispielsweise Preise, Allergene, Hauptgerichte, Beilagen oder Vorspeisen, die dann entsprechend dargestellt werden. Dieses Machine Learning System ist in einer Forschungszusammenarbeit mit der FH Hagenberg entstanden.
Jedoch ist es auch möglich, dass Gastronomen ihre Speisepläne direkt bei uns verwalten, entwerfen, ausdrucken und automatisch auf Facebook posten. So tragen aktuell auch mehrere hundert Gastronomen ihre Mittagsmenüs direkt auf mittag.at ein.
Gibt es Unterschiede in der Gastronomie zwischen Graz, Linz und Wien?
Grundsätzlich ist es so, dass im urbanen Raum entsprechend mehr wechselnde Mittagsmenüs angeboten werden, als in ländlichen Gebieten. Ebenso verhält es sich mit dem Angebot von vegetarischen oder veganen Optionen. In Wien ist uns aufgefallen, dass Mittagsmenüs teilweise bis 15 oder sogar 16 Uhr angeboten werden, was in Graz oder Linz großteils nur bis 14 Uhr der Fall ist. Doch insgesamt ist das Konzept Mittagsmenü in allen drei Städten recht ähnlich und bietet aktuelle und saisonale Gerichte zu einem günstigen Preis und lockt so auch neue Gäste in die Lokale.
Nochmal zurück zur erwähnten „Mittagsmarken®“ App: Welche konkreten Vorteile haben Nutzer, wenn sie diese App verwenden?
Der Mitarbeiter kann ganz einfach essen gehen und macht dann mit der Mittagsmarken® App ein Foto von der Rechnung, die man nun ja überall bekommt. Anschließend erhält er den Essenszuschuss direkt mit der Gehaltsabrechnung auf sein Konto. Das besondere daran ist, dass man überall essen gehen kann, nicht nur bei Vertragspartnern und dass keine Gutscheinzettel ausgegeben und verwaltet werden müssen. Die Personalverrechnung bekommt einfach einmal im Monat eine Auswertung zugeschickt, die direkt ins Buchhaltungssystem eingespielt werden kann, wir kümmern uns um den Rest.
Welchen Tipp möchten Sie Gründern geben, die gerne mit einer Web/App-Anwendung an der Start gehen möchten?
Von Lean Startup über AARRR-Metrics bis zum Business Model Canvas oder zur Produkt-Treppe® gibt es schon einiges, was Software-Gründern an Methoden zur Verfügung steht.
Besonders bei Software-Gründungen sehe ich neben der technischen Expertise zwei sehr wichtige Themen für die Konzeptionsphase, die leider oft vernachlässigt werden:
So sollte das Marketing bereits bei der Konzeption ins Produkt einfließen und nicht erst an den Verkauf gedacht werden, wenn das Produkt fertig ist. „Dann machen wir Werbung und Social Media“ ist zu wenig. Richtig gute Onlinedienste haben Vermarktungskanäle direkt integriert: Oft lassen sich Weiterempfehlungen so integrieren, dass es den Nutzern einen wesentlichen Vorteil bietet, die Software gemeinsam mit Freuenden zu nutzen oder Inhalte entstehen automatisch, die anschließend für Suchmaschinenoptimierung oder andere Kanäle genutzt werden können.
Auf der anderen Seite ist es Königsklasse, wenn man für den Dienst bereits Kunden findet, bevor dieser überhaupt fertig gebaut ist und validiert das Modell schon in einer sehr frühen Phase, sodass ein großes Risiko herausgenommen wird.
Wie finden Sie Linz als Unternehmensstandort für ein Internet-Unternehmen?
In meiner Zeit im Silicon Valley habe ich gelernt, dass es für Internet-Unternehmen nicht darauf ankommt, von wo aus man gründet. Natürlich hilft ein Umfeld von dem man lernen kann, doch viel mehr geht es um das produktive Umsetzen der Unternehmung. In Linz gibt es mit der Tabakfabrik ein wesentliches Zentrum für Startups und Innovation mit vielen Veranstaltungen zum Gründertum. Zudem findet man in Oberösterreich mit tech2b einen tollen Ansprechpartner, Unterstützung und Förderung für technologische Startups! Mit der FH Hagenberg in unmittelbarer Nähe zu Linz, gibt es auch eine entsprechend gute Informatik-Ausbildung, was den Standort sehr spannend macht.
Fotos: mittag.at, Titelfoto: Manuel Berger